Part 3
Der Traum der mich heute quälte, war fürchterlich. Ich hätte mir einen schönen friedlichen Traum erwartet, aber so etwas?
Ich saß auf dem Waldboden. In meiner Hand lag ein wenig von der lockeren feuchten Erde. Der modrige Duft benebelte meine Sinne, anstatt sie zu schärfen. Ich stieß verträumt einen Seufzer auf. Plötzlich bebte der Boden unter mir. Erschrocken fuhr ich hoch, und versuchte verzweifelt etwas von der Gefahr zu erkennen die auf mich zukam. Ich wusste instinktiv, dass es eine Gefahr ist. Jenny erschien vor mir, ein bösartiges Lächeln auf ihren Lippen. Ich zuckte zusammen, als ich ihre Mimik sah, ihre Körperhaltung war angreifend, sodass ich zurückwich. Hinter ihr waren Menschen, die genauso wild darauf waren mich zu töten.
In Panik geraten stolperte ich zurück. Doch auch von da wartete die Gefahr auf mich. Die Gruppe von Menschen, die ich verachtet habe – und das Aufgrund von Jenny- lächelten schadenfroh. In ihren Händen hielten sie Naturwaffen. Steine, Holzspitzen, ganze Brocken. Entsetzt japste ich. Die Luft blieb mir fast in den Lungen stecken, als beide Feinde auf mich zuschritten.
Dann wachte ich auf.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf das Ziffernblatt meiner Uhr. Es war schon Morgen. Noch ausgelaugt von dem blöden Traum, machte ich mich fertig und begab mich auf den Schulweg. Als ich Jenny wieder sah, lächelte sie mich schief an und ging lässig auf mich zu.
»Heyy Becca! Na, wie geht’s dir so? «
Und so verliefen die Tage. Ich war jeden zweiten Tag bei ihr. Sie stellte mir ihre Freunde vor, die mir anfangs richtig unheimlich vorkamen. Sie rauchten, trugen hauptsächlich nur diese »Styler« Kleidung, die ich eigentlich überhaupt nicht ausstehen konnte. Aber bei ihnen drückte ich ein Auge zu, schließlich wollte ich sie ja kennen lernen.
Einige Wochen später (ich kannte Jenny mittlerweile schon richtig gut) überredete sie mich, mir ein Piercing stechen zu lassen.
Ich willigte ein und machte es tatsächlich.
Zu Hause gab es erstmal einige Auseinandersetzungen.
»Was stellst du dir vor, so etwas ohne meine Erlaubnis zu machen? «
»Ich bin fünfzehn, ich kann machen was ich will. «
»Nein, das würde ich nicht so meinen. Die meisten dürfen erst mit achtzehn >machen was sie wollen<! «
Ich verdrehte entnervt die Augen.
»Dich geht mein Leben absolut nichts an, haben wir uns verstanden? «
»Wie kannst du es wagen, in so einem Ton mit mir zu reden? «
Die ersten Tränen bildeten sich in meiner Mutter ihren Augen, die Verletztheit stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Ach, lass mich doch einfach in Frieden! «
»Wie du willst, Rebecca. Aber komm nicht zu mir, wenn du dann tief fällst. Mal schauen, was deine >tollen< Freunde aus dir machen! «
Mittlerweile war meine Kleidung ebenso wie von Jenny. Ich war tatsächlich in ihre Fußstapfen getreten. Meine Shirts reichten bis knapp über meinem Bauchnabel, meine Röcke wurden immer knapper. Ich fand, es stand mir sehr gut.
Die anderen aus meiner Klasse bildeten tatsächlich Ehrfurcht vor mir. Wenn ich die Klasse betrat, wurden sie nervös und versuchten mir alles Recht zu machen. So etwas, würde ich als Schleimerei bezeichnen.
Ich lebte gut. Ja, sehr gut. Ich schlief manchmal bei Jenny, rauchte hin und wieder ein Packung, und genoss die Beliebtheit. Den Liebeskontakten wich ich noch aus, da ich keine Lust auf so etwas hatte. Doch eines Tages änderte sich alles schlagartig.
│zu Part 4 [ENDE]│