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Schicksal 2
Part 2

Schnell versuchte ich meinen Gedankengang umzuschalten, als gäbe es einen unsichtbaren Knopf, auf dem ich beliebige Male drücken konnte, bis mir die Gedanken gefielen. Ich sah Jenny vor mir, wie sie sich selbstbewusst – ich vermied es, das Wort arrogant zu benutzen – durch das Haar fuhr, und einige hochmütig musterte. Ihre Haltung schreckte mich nicht ab, mir gefiel das Bild, das vor meinem inneren Auge verharrte. Vielleicht würde ich so sein wie sie..?! Das wäre herrlich, einmal das Gefühl zu spüren Macht in jedem Glied zu verspüren. Wie sich wohl Macht anfühlte? War es ein warmes, gewaltiges Gefühl, dass jede Zelle prickeln ließ? Mir wurde sofort warm ums Herz, als ich mir vorstellte, in den Schuhen von Jenny zu sein. Doch noch war es nicht so weit.

»Brunnerstraße. Umsteigen zur Linie F123 und F167. Bitte alle aussteigen. «

Die monotone Roboterstimme des »Busfahrers« riss mich aus meinen Gedanken. Eilig hüpfte ich von meinem weichen Sitz. Mit einer seidigen Bewegung sprang ich aus dem Bus. Ich sah, wie der Busfahrer zu mir hinschielte. Lächelnd zwinkerte ich ihm zu und begab mich auf den kurzen Weg zu Jennys Haus.

Kurze Zeit später saß ich im riesigen Wohnzimmer und wurde von einer Frau bedient, die in Dienstkleidung (man stelle sich vor: eine Dienerin!!!) hin und herschritt.

»Was wollen Sie trinken, Miss? «

Ihre freundlichen Augen schauten mich höflich an. Ich konnte die Müdigkeit tief in den Augenhöhlen sehen und pures Mitleid durchzuckte mich ein paar Sekunden.

»Öhm.. Ein Glas Wasser wäre schon sehr ausreichend, danke. «

» Kommt sofort! «

Ich war es nicht gewohnt, ein Glas Wasser -!!- ausgehändigt zu kriegen. Ja, meine Eltern waren Geschäftsleute und oft außer Haus, jedoch musste ich mich selber um meinem Wohl kümmern.

Nach dem ich ein paar kleine Schlücke von dem Wasser geschlürft hatte, kam Jenny die Treppen hinunter und begrüßte mich freudig im Wohnzimmer.

»Hi Becci! Tut mir Leid, dass ich erst jetzt komme, aber du weißt ja.. «

Sie nahm ein paar Haarsträhnen in die Hand und schnitt eine genervte Grimasse.

»Ich musste meine Haare erstmal gut durchglätten! «

Ich nickte bloß. Tat sie das jeden Tag? Mir stockte der Atem. Meine Haare wurden vielleicht von solch einem „Glättungsprozess“ (für mich war es eher ein Haare-Verbrennungsprozess) einmal im Jahr verwöhnt. Und dass, bei Hochzeiten oder ähnlichen Anlässen.

Offenbar würde mich in diesem Haus noch viel mehr überraschen. Ich wusste das schon, als ich meinen Fuß über die Schwelle der Türe gebracht hatte.

»Kein Problem! «

Ich grinste ihr zu, sie stimmte ein.

»Nun, wollen wir hinauf in mein Zimmer, oder willst du noch dein Wasser austrinken? «

»Ich habe keinen Durst mehr. Wir können ruhig schon hinauf. «

Zu meinem Glück, hörte man die brennende Neugier nicht aus meiner Stimme heraus.

Puh.

Sie lächelte, schlenderte graziös auf mich zu und hakte unsere Arme ineinander. Ihr süßer Blütenduft, der von ihren Haaren ausging, wehte zu mir herüber. Instinktiv hielt ich ein paar Sekunden den Atem an. Sie war mir so nah. Ich hätte mir das nie in meinem Leben erträumen können.

»Becci? Erzähl mir doch ein bisschen über dich! Ich weiß nur das Wesentliche, dass du gerne liest, dass du Rebecca Stanley heißt, dass deine Eltern oft im Ausland sind. Aber so wer du wirklich bist, das weiß ich nicht..“

Ich runzelte nachdenklich die Stirn, während ich überlegte, was interessant über mich sein könnte.

»Naja, was willst du konkret wissen? Wer meine Freunde sind, zum Beispiel? «

» Ja, das wäre doch ein guter Anfang! «

Grinsend kniff sie mir in die Seite. Bald hatten wir die Treppe hinter uns, und gemütlich schritt ich neben Jenny her, die in eine bestimmte Richtung ging.

»Hmm.. Früher war ich oft mit meiner Nachbarin unterwegs. Heute eher selten. Und sonst, bin ich normal mit denen aus der Klasse befreundet. «

»Meinst du Rose, aus der Klasse?«

Sie rümpfte angewidert die Nase. Mich überraschte ihre Reaktion ein wenig. Ja, ich unterhielt mich öfters mit Rose. Sie war für mich die normalste Mitschülerin der Klasse.

»Ja, mit ihr unterhalte ich mich oft. «

Jenny seufzte tief.

»Es ist nicht gut, mit so einer Streberin abzuhängen. Sei doch so vernünftig und lass das alte Weib einfach. Ich kann dir meine Freunde zeigen, die sind viel aufregender! «

Ein Aufblitzen in ihren Augen unterstrich diese Aussage. Ehrfürchtig schielte ich zu ihr herüber, während sie gedankenverloren auf eine Tür zuschritt.

Sollte ich wirklich nichts mehr mit Rose zu tun haben? Naja, was soll´s. Dann spreche ich eben nicht mehr mit ihr.

Während ich dieses Abkommen mit mir schloss, gelangen wir zu einer Tür. Wahrscheinlich führte sie uns zu Jennys Zimmer.

Ich blieb mehrer Stunden bei ihr. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, als würde ich sie seit zehn Jahren kennen. Sie war recht cool. Ja, ich mochte sie sehr.

Du hättest ihren Kleiderschrank sehen sollen, Gott, war der gefüllt. Ein Wahnsinn.

Ich hab zwar auch viele Klamotten, jedoch waren sie lang nicht so schön wie ihre.

Es war natürlich keine Eifersucht im Spiel, jedoch würde ich trotzdem gerne in Jennys Schuhen stecken.

Was für Gedanken, dachte ich seufzend. Als ich zu Hause nachdenklich in meinem Bett lag, und die Gitarrenmusik mein Ohr durchdrang, nahm ich eine Kette zur Hand. Die hatte mir Jenny geschenkt, als Zeichen für unsere „Verbundenheit“. Wow, was ein Tag alles bewirken konnte. Man bedenke: Ein Tag!

Mit einem zufriedenen Lächeln schlief ich ein.

│zu Part 3│

 
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